georgische Kirche

georgische Kirche
geọrgische Kirche,
 
in der Antike iberische Kirche, die orthodoxe Nationalkirche Georgiens; ihr Oberhaupt führt den Titel »Erzbischof von Mzcheta, Metropolit von Tiflis und Katholikos-Patriarch von ganz Georgien«. Sitz des Katholikos-Patriarchen ist Tiflis; liturgische Sprache: Altgeorgisch. Ausbildungsstätten sind die Geistliche Akademie in Tiflis (1988 eröffnet) und das Priesterseminar in Mzcheta. Es bestehen 15 Eparchien (Bistümer), 350 Pfarrkirchen und 50 Klöster (1996). Kontakte werden zu den Orten georgischer Klostergründungen im Ausland gepflegt (Athos, Batschkowo, Jerusalem, Sinai). Seit 1962 ist die georgische Kirche Mitglied des ÖRK. Kirchenseitig werden alle Georgier (rd. 3,8 Mio. in Georgien) als Kirchenmitglieder gezählt.
 
Das Christentum fand in der ersten Hälfte des 4. Jahrhunderts Eingang in Georgien; die Annahme als Staatsreligion erfolgte vor 350 durch das Königshaus Kartli und geht nach kirchlichen Überlieferung auf das Wirken der heiligen Nino zurück. Vollendet wurde die Christianisierung Ostgeorgiens (Iberiens) im 6. Jahrhundert. Zunächst monophysitische Lehrauffassungen vertretend, schloss sich die georgische Kirche 594 den Beschlüssen des Konzils von Chalkedon an und war seit Ende des 5. Jahrhunderts (483) faktisch, seit 1053 offiziell eine selbstständige (autokephale) Kirche. Seit der arabischen Eroberung Georgiens im 7. Jahrhundert verkörpert die georgische Kirche für die Georgier die nationale Identität ihres Volkes. Mit der russischen Annexion G. ab 1801 ging die kirchliche Unabhängigkeit verloren; die georgische Kirche wurde in die russisch-orthodoxen (Staats-)Kirche eingegliedert und seit 1817 von einem (russischen) Exarchen geleitet. Die 1917 durch Erklärung des georgischen Episkopats einseitig wieder hergestellte Autokephalie wurde 1943 vom Moskauer und 1990 auch vom Ökumenischen Patriarchat anerkannt. In den 1920/30er-Jahren schwersten Repressionen und einer staatlichen organisierten antikirchlichen Propaganda (Gottlosenbewegung) ausgesetzt, ging das kirchliche Leben auch nach der Umorientierung der staatlichen Kirchenpolitik (1943) ständig zurück. Seit seinem Amtsantritt 1977 befördert der Patriarch-Katholikos Ilia II. (Ilja Schiolaschwili, * 1933) die äußere Reorganisation und innere Erneuerung der georgischen Kirche und schuf 1979 nach dem Vorbild des Moskauer Patriarchats, das sie bis dahin auf ökumenischer Ebene vertreten hatte, ein eigenes »Kirchliches Außenamt«. Seit 1990 wieder in ihre traditionellen Rechte eingesetzt (v. a. durch die Rückgabe ihres Eigentums und die seither von staatlicher Einflussnahme freie Ernennung der Bischöfe), nimmt sie als Nationalkirche Georgiens eine herausgehobene Stellung im öffentlichen Leben ein.
 
 
U. Bock: Georgien u. Armenien. Zwei christl. Kulturlandschaften im Süden der Sowjetunion (1988);
 L. Heiser: Die georg. orth. Kirche u. ihr Glaubenszeugnis (1989).

Universal-Lexikon. 2012.

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